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christianulffinke

Vorwort zur Episode 1 - Vor der Reise

Aktualisiert: 5. Feb. 2023

Meine Familie und gute Freunde haben mich darin bestärkt, doch einmal alles aufzuschreiben, was ich selbst auf meinen Afrika - Reisen in den Jahren 1965/ 1966 und 1968 bis 1970 erlebt und / oder von vertrauenswürdigen Leuten erzählt bekommen habe.


Somit habe ich dieses Buch nach meinen Tagebuchaufzeichnungen nieder-geschrieben. Für die eingefügten Zeitungsausschnitte und Fremdbilder liegen die erforderlichen Genehmigungen zur Veröffentlichung von den Urhebern vor. Ebenso für die abgedruckten Prospekte des Kilimandscharo Mountain Clubs, der Momella Game Lodge, des Lake Manjara Parks etc. Die Schreibweise der Eigennamen entspricht der ortsüblichen der damaligen Zeit.


Mein Dank gilt meiner Frau Inge als Lektorin, meinem Sohn Christian als Computer Experten und einer guten Freundin der Familie, der pensionierten Lehrerin Heide J. als Lektorin für ihre Arbeit.

DANKE!

Ulrich ( Uli) Finke

Herbst 2022



Erster Zeitungsbericht WESER- KURIER, April 1964



In diesem Bericht beschränke ich mich auf meine Reise 1965 / 1966. Für die mir zugetragenen Geschichten kann ich teils keine Quellennachweise mehr erbringen. Die einzelnen Episoden und Geschichten werde ich gemäß meiner umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen versuchen entsprechend zu kennzeichnen.


Es stellt sich zunächst die Frage, woher kam meine Begeisterung für Afrika? Ich möchte die Frage so beantworten: „Schuld“ daran war mein Englischlehrer, Herr Dr. Meyerhoff, der in der 7.Klasse am Gymnasium an der Dechanatstraße in Bremen den Unterricht übernahm. Herr Dr. Meyerhoff baute in seinen Unterricht seine Erlebnisse als Missionar in Afrika ein. Damit war der „Afrikavirus“ bei mir eingepflanzt.


Vor der Reise habe ich alles gesammelt und archiviert was über Afrika in der Zeitung erschien. Rundfunksendungen habe ich auf einem Spulentonbandgerät "mitgeschnitten". Im Konsul-Hackfeld-Haus in Bremen war ein DIA- Vortag über eine Afrikareise in der Tageszeitung WESER-KURIER angekündigt. Sofort habe ich meine damaligen "Interessenten" zusammengetrommelt. Wir gingen zu dem Vortrag von Herrn Detlev von B. Zuvor hatte ich mich beim Veranstalter erkundigt, ob ein Gespräch mit dem Vortragendem nach der Veranstaltung möglich sein würde. Das konnte er nicht zusagen. Somit habe ich an Detlev einen Brief geschrieben und ihm nach dem Vortrag übergeben. Der Kontakt kam zustande. Wir sind seid dem befreundet


Wenn man eine Idee oder eine Vision hat und diese umsetzen möchte kommt man sehr schnell zu dem Punkt: "WER SOLL DAS BEZAHLEN?". Mein Vater hat jedes Gespräch darüber mit der Bemerkung: "schlag Dir das aus dem Kopf" oder "und woher willst Du das Geld nehmen, von mir bekommst Du keinen Pfenning für Deine Horngespinste", abgewürgt. Dabei ist er geblieben. Immerhin hatte er dann nichts dagegen für den Umbau des einen VW Busses den Hof hinter dem Haus seiner Eisenbahner-Dienstwohnung und sein Werkzeug benutzen.


Mir wurde schnell klar, von meinen "Lehrlingsgehalt", dem Verdienst aus dem sonntäglichen Zeitungsaustragen und den Einkünften aus den Überführungs-fahrten für Volkswagen vom Bremer Verteiler Schmidt & Koch zum Kunden, konnte ich das Geld nicht zusammenbringen. Mein Freund Herbert S. hatte gehört, dass in Libyen auf den Erdölfeldern "gutes Geld" verdient werden konnte. Da man erst mit 21 Jahren volljährig und voll geschäftsfähig wurde, unterschrieb ich wenige Tage nach meinen 21. Geburtstag einen Vertrag bei EXXON Standard Oil für drei Monate (zur Probe) als Reparaturschlosser auf einem Erdölfeld in Libyen. Als Schlosser wollte man mir US $ 1.800 brutto pro Monat bezahlen. Die Arbeitszeit war 12 Stunden pro Tag und 6 Tage die Woche, also 72 Stunden pro Woche. Ich dachte: warum nicht, im "Camp" gab es keine Kneipen und Abwechslung, also "Augen zu und durch". Der Dollarkurs lag bei 4 DM pro Dollar. Die 3 Monate Libyen sollten mir folglich $ 7.200 einbringen. Nach Abzug für Unterkunft und Verpflegung sollten ca. $ 6.000 netto für mich zu sparen sein. Mit DM 24.000, hatte ich ein gutes Polster und konnte locker die DM 5.000, das war die vorkalkulierte Summe pro Teilnehmer bei vier Teilnehmern, in die Moby Dick Kasse einzahlen. Die Auszahlung auf dem Ölfeld erhielt ich American Express Traveler Checks.




Fahrzeuge auswählen - Die Qual der Wahl

Der Name für das Vorhaben „Unternehmen Moby Dick“ war spontan entstanden. Die Deutsche Bundespost verkaufte seinerzeit sehr günstig gebrauchte Kastenwagen vom Typ L319D der Marke Mercedes-Benz. In einigen Motorzeit-schriften und bei den Monteuren war der Spitzname für dieses Auto MOBY DICK. So kam das UNTERNEHMEN MOBY DICK bereits um 1959 zu seinem Namen.


Bild aus dem öffentlichen Internet, ohne Copyright lt. Wikimedia-Support-Team)


Um an diesem Fahrzeug „schrauben“ zu können, hatte ich 1960 einige Monate bei Mercedes Benz in der Niederlassung in Bremen fast ausschließlich an diesem Fahrzeugtyp gearbeitet. Daher kannte ich fast jede Schraube am Fahrzeug, am Motor, Getriebe und Fahrgestell.

1961 gelang der Kontakt zur Firma Borgward. Man bot mir leihweise und kostenlos zwei gebrauchte Borgward Kübelwagen vom Typ B2000 aus Bundeswehr-beständen für das Vorhaben an. Diese Fahrzeuge sollten in der Lehrwerkstatt von Borgward überholt, auf „Safari Bedürfnisse“ umgebaut und in Sandfarbe lackiert werden. Leider musste Borgward 1963 Insolvenz anmelden. Eine Rettung von Borgward kam nicht zustande. Damit war das Projekt „Kübelwagen“ erledigt.


(Bild mit freundlicher Genehmigung von Herrn S. Kautz)


1963 nahm ich dann die VW Kastenwagen ins Visier. Der Spitzname für dieses Fahrzeug war BULLI ( Abkürzung enttanden aus BUs und LIeferwagen). Diese VW Transporter konnten gebraucht zu akzeptablen Preisen beschafft werden. So wie dieser im Bild, den ich der Schokoladenfabrik STOLLWERK abkaufte. Der Umbau zu Campingzwecken erfolgte „im Garten“ hinter dem Haus meiner Eltern in Bremen. Der zweite Bus wurde von Heinz umgerüstet.



Erstes Bild von beiden Bussen nach dem Umbau vor dem Verlangsgebäude der Bremer Tageszeitung WESER KURIER.


Im Spätherbst 1965 sind meine drei Kameraden und ich, Helmut, Heinz und Henner, nach meiner jahrelangen Vorbereitung mit zwei von uns in Rekordzeit eigenhändig zu Wohnzwecken umgebauten VW Bussen von Bremen in Richtung Kapstadt gestartet. Heinz ud Henner fuhren verabredungsgemäß über die sogenannte Balkan Route und den vorderen Orient nach Ägypten. Drei Wochen späer starteten Helmut und ich über die Appenien Route, also über Obertalien nach Sizilien, per Fährschiff nach Tunesien. Weiter über Libyen nach Ägypten. Ziel war Kairo. Als Treffpunkt hatten wir den Parkplatz am Hilton Hotel veraredet. Am 20. 12. 1965 um 12:00 Uhr wollten wir uns treffen.


Die jahrelange Vorbereitung heißt nicht, dass ich mich täglich mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt hatte, es war halt die Idee, was macht man wann und wie, die mich umtrieb.


Ehrfurcht flößte mir die Länge der Strecke ein, als ich die Umrisse einer maßstabgerechten Deutschland - Karte auf die eine Afrika - Karte legte.



Wenn man bedenkt, dass die Verkehrswege in Afrika nicht nur aus asphaltierten Straßen bestehen, dann konnte man in etwa erahnen, was auf meine Kameraden und mich zukommen würde. Es gab eine sehr gute Planungshilfe, herausgegeben vom Automobilclub (AA Süd-Afrika), es war das Buch TRANS AFRICAN HIGHWAYS. Schon vor der Abreise war klar, dass die Reise durch den Süden Äthiopiens nach Kenia wegen kriegerischer Auseinandersetzungen nur schwer oder nicht möglich sein würde. Durch meine guten Kontakte in Bremen und zur Deutschen Afrika Linie (DAL) kam das Angebot, vom Hafen Djibouti, im damaligen Französisch Somalia, um das Horn von Afrika nach Dar Es Salaam in Tansania per Frachtschiff herumzufahren. Gefahren sind wir dann mit MS (Motorschiff) KALAHARI der DAL. Ebenfalls in Bremen hatte ich über einen alten Freund Peter K. er war Seehafenspediteur, einen Herrn aus dem Sudan kennengelernt. Er war ein leitender Angestellter an der Baumwollbörse zu Bremen. Wie sich später herausstellte, war er der Cousin des sudanesischen Staatspräsidenten. Von ihm lernte ich einige wichtige Dinge über die Kultur sowie dem Wesen und der Denkweise der afrikanischen Bevölkerung.


...und das muss auch noch gesagt werden..

Über die „etwas grobe, ruppige Behandlung“ unserer Fahrzeuge und Ausrüstung durch meie Kameraden hatten wir so mache heftige Diskussion. Es war wohl für den einem oder anderem vom uns schwer zu begreifen, dass man die Ausrüstung pfleglich zu behandel hatte, denn von unserer Ausrüstung hing der Erfolg der Reise ab!


Episode 1 In Gesprächen mit meinem sudanesischen Bekannten erfuhr ich, dass in vielen afrikanischen Kulturen der Schritt vom Kind zum Erwachsenen zelebriert wird Bei uns heißt das je nach Religionszugehörigkeit entweder Konfirmation, Kommunion, Firmung, Jugendweihe oder wie auch immer. Bei vielen afrikanischen Kulturen bedeutet dieser Schritt für männliche Jugendliche, dass sie nach der Aufnahmezeremonie in die Welt der Erwachsenen aufgenommen sind und Waffen tragen können / müssen. Was mir aber auch erklärt wurde ist, wenn ein junger Mann nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, findet die Zeremonie für ihn nicht statt. Mir wurde auch erklärt, wenn man in Afrika nicht in einer geschlossenen Ortschaft wohnt , sein Haus oder seine Hütte verlässt, ist man in der Wildnis und muss sich selbst verteidigen können.


Was mein sudanesischer Bekannter mir klarmachte ist, wenn man jemanden außerhalb seiner unmittelbaren Umgebung in der Wildnis antrifft, hat er sein Buschmesser, seinen Speer oder Pfeil und Bogen dabei. Nun ist es in afrikanischen Ländern nicht anders als bei uns, Kinder sind oft grausam. Schwächere oder Zurückgebliebene werden oft gehänselt und nicht für voll genommen. Heute sagt man sie wurden „gemobbt“. So konnte es passieren, ein junger Afrikaner traf in der Wildnis auf einen Europäer ohne Waffe und so schlpß er daraus, der durfte gehänselt (gemobbt) werden. Resümee: Trage in der Wildnis eine Waffe oder zeige, dass Du eine dabei hast.




Nicht alles was wirklich geschehen ist, konnte ich in meinen Tagebuchauf-zeichnungen niederschreiben. Parallel zum Tagebuch hatte ich viele Briefe an meine Mutter geschrieben. Meinen Vater hatte ich bei vielen Informationen „außen vorgelassen“. Der Grund war damals, dass mein Vater selbst als wir schon mit beiden Autos unterwegs waren, immer noch in der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis seine Ansicht vertrat; „die kommen nicht weit“, „die kehren um sobald die ersten Problem auftreten“. So wie es Wahrnehmungsunterschiede gab zwischen dem was wir in unseren Berichten an die Zeitungen von unterwegs geschildert hatten und dem was diese dann geschrieben hatten, gibt es auch Unterschiede zwischen meinen geschilderten Episoden und dem damaligen Sachverhalt. Selbst ich wusste nicht alles über die Eskapaden und / oder die „Alleingänge“ meiner Kameraden, die aber auch nicht über meine. Jeder hatte seine Privatsphäre und die des anderen respektiert nach dem Motto der amerikanischen Armee: Don´t tell, don´t ask. Das war auch richtig so, um mich und meine Kameraden zu schützen. (Beispiel: mein „illegaler“ Krokodil Abschuss).




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