Das Erholen von den Strapazen unseres „Ausflugs“ auf den Kilimanjaro dauerte länger als gedacht. Wir beschlossen zur nahe gelegenen Missionsstation zu fahren und dort zu übernachten. Wir waren auf dem Weg zum Kilimanjaro schon einmal dort gewesen und wollten den Missionaren von unserer Tour berichten. Da wir aber den Gastgebern auf der Missionsstation nicht zur Last fallen wollten, hielten wir uns an die alte ungeschriebene Regel: Wenn ein müder Wanderer an das Tor klopft, gewährt die Mission ihm Unterkunft, für eine Nacht! Unser Begehren war auch nicht die Unterbringung und Verpflegung, sondern sichere Stellplätze im Innenhof für unsere Fahrzeuge, in denen wir dann schliefen.
Als nächstes stand ein Besuch der Momella Gäste Farm auf dem Zettel. Diese Farm hatte Hardy Krüger nach Drehschluss des Films HATARI gekauft und zur Gästefarm umgebaut. Hardy Krüger war ein vielbechäftigter Filmschauspieler zu dieser Zeit. Der Weg zur Farm führte über das Büro in Arusha. Das hatten wir über die „Buschtrommel“ erfahren. Die Buschtrommel war in Afrika das, was in Bremen „Küstenklatsch“ hieß. Das Büro war schnell gefunden. Etwas entfernt hatten wir einen Land Rover Jeep mit der Aufschrift MOMELLA GAME LODGE an der Autotür gesehen.
Wer von uns auf den Gedanken kam? Jedenfalls parkten wir einen Bus VOR dem Land Rover und einen HINTER dem Landrover, sodass dieser nicht ausparken konnte. Nun warteten wir ab und machten erst einmal eine Pause. Kaffee trinken und Briefe schreiben.
Wie erhofft tauchte der Fahrer auf. Es war der Verwalter der Momella Game Lodge. Sein Name war JIM. Die üblichen Fragen: wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin, wie viel Zeit habt ihr, kennt ihr Hardy Krüger, den Eigentümer der Lodge? Am besten ihr folgt mir und schaut euch die Farm an, kostenlos. Vorhaben geglückt. Die Momella Game Lodge wurde bekannt durch Filme wie HATARI mit Hardy Krüger, Elsa Martinelli und John Wayne. Auch die Filme UNSER HAUS IN KAMERUN und SAMMY GOING SOUTH wurden hier gedreht. Wir blieben ein paar Tage. Der Muskelkater ging langsam zurück. Abends saßen wir an der Bar, an der schon Hardy Krüger mit Elsa Martinelli und John Wayne gesessen und so manchen Whisky genommen hatten, das fanden wir schon toll.
Vor unserer Weiterfahrt in die Wildparks und gegen Süden fuhren wir noch einmal nach Arusha. Die Laufzeit unserer Visa für Zambia sollten verlängert werden. Ferner wollten wir versuchen, beim Verwaltungsbüro für die Wildparks einen Rabatt für uns „Studenten“ heraus zu handeln. Im Büro der Tansania National Parks trafen wir Herrn Professor Dr. Grzimek. Herr Prof. Dr. Grzimek war der sehr bekannte "Schöpfer" des Serengti Nationalparks und der Direktor des Frankfurter Zoos und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Von ihm erfuhren wir, dass er einen Abstecher in die Serengeti zu dieser Jahreszeit mit unseren, nicht Gelände gängigen Autos, nicht empfehlen würde. Der Lake Manyara Park wäre wohl eher das, was wir suchen würden. Er verschaffte uns noch einen „Rabatt-Brief“ für die Tansania National Parks.
In der Nähe des Lake Manyara National Park lag die Farm von Conny Miller. Conny war Bayer. Die Adresse hatten wir in der Missionsstation am Kilimanjaro bekommen. Es war immer hilfreich, nicht in der Wildnis übernachten zu müssen. Auf der Farm wurden Saatbohnen mit dem Namen WALO für den deutschen Markt angebaut. Auf diese Saatbohnen hatten eine Nashorn Mutter und ihr Junges einen großen Appetit entwickelt. Das wiederum gefiel dem Farmer Conny überhaupt nicht. Abends kam der Chef einer Tierfänger Gruppe zu Besuch. Das Nashorn und das Jungtier sollten gefangen und in einen Zoo verbracht werden. Da bei einer solchen Fangaktion jede Hand gebraucht wurde, nahmen wir die Einladung zur Mithilfe dankend an. Sollten wir das Abenteuer des Tierfangs, wie aus dem Film HATARI, nun selbst erleben dürfen? Glück muss man haben! Das bedeutete aber sehr früh aufzustehen.
(Bild ganz rechts: Helmut und Heinz)
Um 4:45 Uhr morgens brachte uns Conny Miller mit seinem VW Pritschenwagen zum Lager der Tierfänger. Wir sollten auf dem Transport LKW mitfahren.
Die Ladefläche des „Fänger“ LKW bestiegen nur die erfahrenen Tierfänger, Einheimischen und Engländer. Der „Fänger“ LKW hatte aber keinen Treckersitz auf dem Kotflügel montiert wie im Film. Die Fänger arbeiteten mit Seilen, Schlingen und Stangen von der Ladefläche aus. Es war Dämmerung. Noch war die Sonne nicht aufgegangen. Schlechtes Fotolicht. Erst kam ein Bulle in Sicht, auf den hatten die Fänger es aber (noch) nicht abgesehen. Dann gab der Fänger LKW unserem Fahrer das Zeichen zurückzubleiben. Er hatte das Muttertier mit dem Jungtier entdeckt. Der Fänger nahm Fahrt auf. Aus einiger Entfernung beobachteten wir die filmreifen Szenen wie das Muttertier versuchte den Fänger LKW seitlich zu rammen. Es flog ein Stück vom Trittbrett mit dem darauf befestigten Werkzeugkasten in die Gegend. Das Jungtier wich dem Muttertier nicht von der Seite. Der Fänger auf der Ladefläche verstand sein Handwerk. Gleich beim ersten Versuch hatte er dem Jungtier die an einer Stange befestige Schlinge über den Kopf gestreift. Das andere Ende des Seils war am LKW verknotet.
Das Muttertier trabte davon ohne sich weiter um das Jungtier zu kümmern. Zwei Helfer sprangen vom Fänger LKW und es gelang ihnen sehr schnell, Taue um die Vorder- und Hinterbeine des sich heftig wehrenden Jungtiers zu platzieren. Das Tier kam zu Fall. Es wurde „gefesselt“.
(ganz rechts im Bild ist Henner)
Hinter dem Jungtier schaufelten wir nun alle Mann eine Grube, in die der Transport LKW mit den Hinterrädern hineinfuhr. Die Grube war so tief, dass die Ladefläche auf Höhe der Erdoberfläche war. Nun waren wieder alle Hände gefordert, um das Nashorn auf die Ladefläche zu ziehen. Bei dem sich immer noch heftig wehrenden Nashorn war das schon sehr Kräfte raubend. Aber die Mannschaft war eingespielt, wir waren nur die zusätzlichen „Zieher am Seil“. Als das Nashorn endlich auf der Ladefläche des Transport LKW gezogen und gut vertäut war, gelang es dem Chef der Fänger, dem Jungtier einen Autoreifen unter den Kopf zu schieben. Das Tier sollte sich nicht verletzen, wenn es mit dem Kopf immer wieder auf die mit Blech verkleidete Ladefläche schlug. Dann, kurz vor der Abfahrt, zur Beruhigung einen Sack über die Augen gelegt und das Tier beruhigte sich.
In welchen Zoo und in welches Land das Nashorn verbracht werden sollte, wusste der Chef der Tierfänger-Firma nicht. Aber er regte an, wir sollten uns einen Namen für das Tier ausdenken, er würde den dann in die Papiere des Nashorns eintragen. Das wäre so eine Art „Geburtsurkunde“ für das Tier. Wir kamen auf die Idee, es WALO zu nennen, wo es doch eine Vorliebe für die Bohnensorte WALO hatte. Zuerst erheiterte der Name für das Nashorn die hartgesottenen Tierfänger, aber dann fanden alle den Namen gut.
(Bild: links im Bild, der mit dem Hut bin ich: Uli)
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