Vorab etwas zu meinen Schreibweisen der Ländernamen etc.: Die deutschen Schreibweisen waren anders als die in den Ländern üblichen. Da es sich bei den von mir erwähnten Staaten und Länder um ehemaligen Kolonialmächte handelte, in diesen Staaten aber weiterhin Französisch bzw. Englisch die Amtssprache war, kommt es in meinen Aufzeichnungen teilweise zu den landestypischen Bezeichnungen und Schreibweisen oder zu den eingedeutschten Schreibweisen.
So zum Beispiel Tanzania / Tansania oder Zambia / Sambia, früher bekannt unter dem Namen Northern Rhodesia. Diese Länder waren englische Protektorate. Der Name Zambia wurde vom Namen des Flusses Zambesi abgeleitet. Das heutige Simbabwe hieß früher Southern Rhodesia. Cecil Rhodes hatte diese Länder als Kolonien für das Britische Weltreich "erworben". Beide Länder wurden nach ihm dann in deutscher Sprache Nordrhodesien und Südrhodesien genannt. 1964 war für mehrere Länder Ostafrikas das Jahr der Unabhängigkeit. Einige dieser Staaten befanden, sofort alle „Kolonialbeamten“ aus ihren Ämtern zu jagen, die weißen Farmer zu enteignen und die landwirtschaftlichen Flächen zu parzellieren und an Landarbeiter zu verteilen. Von da an ging es mit der Agrarproduktion bergab. Zambia wurde vom Agrarexportland zum Agrarimportland. Es herrschte Mangelwirtschaft. Diese Mangelwirtschaft spürten wir sehr schnell. Die ablehnende Haltung der „schwarzen Offiziellen“ gegen uns weiße „Westler“ auch. Einen Vorgeschmack hatten wir ja schon durch den barfüßigen „Grenzbeamten“ erlebt, bei unserem ersten Versuch nach Zambia einzureisen. Bei den Einheimischen in ihren Dörfern haben wir das nicht gespürt.
Vor uns lagen 1600 km Staubstraßen, auch als TRANS AFRICAN HIGHWAY bezeichnet. Ziel war der Ort Livingstone bei den Viktoria Wasserfällen. Um nicht zu viel Gewicht auf den Dachgepäckträgern mitzuschleppen hatten meine Kameraden darauf verzichtet, die Reservekanister noch in Tanzania mit Treibstoff zu füllen. Wir wussten ja nicht, dass in Zambia Mangel an allem herrschte. Niemand hatte uns vorgewarnt. Unser erster Tankversuch schlug fehl. Angeblich war der Treibstoff ausverkauft. Immer noch gutgläubig fuhren wir weiter bis zu einer Polizeistation. Dort „residierte“ auch der Distriktsgouverneur. Dieser wollte uns umgehend von der Polizei nach Tanzania zurück eskortieren lassen. Nachdem er sich „herabgelassen“ hatte, das Schreiben seines Konsuls aus Daressalam zu lesen, wurde er etwas zugänglicher. Er teilte uns mit, Benzin könnten wir nur mit einem vom ihm ausgestellten „Bezugschein zum Kauf von Treibstoffen“ erwerben. Gegen diesen Bezugsschein konnten wir tanken, wenn denn Treibstoff vorrätig war. Schließlich stellte er pro Wagen einen Bezugsschein für je 35 Gallonen, also etwa 160 Liter aus. Das konnte knapp werden. Vor uns lagen 1600 km. Helmut schlug vor, das "Benzin aus seinem Feuerzeug zu spendieren und in den Tank zu füllen", wenn der Sprit nicht reichen sollte.
Zum Schluß erfuhren wir noch von dem Herrn Distriktsgouverneur, er hatte in OsT-Berlin studiert. Offenbar war er jetzt stolz darauf, dass er mal ein paar „Westler“ schikanieren konnte.
Unser Visum aus Daressalam war auf 4 Wochen Gültigkeitsdauer ausgestellt. So lange hatten wir nicht mehr vor zu bleiben. In diesem Land kam kein Wohlgefühl auf, nur Misstrauen gegen jeden und alles. So fuhren wir so schnell es die Straßen erlaubten und so Sprit sparend wie möglich unserem nächsten Ziel entgegen, über Lusaka, der Hauptstadt Zambias, in Richtung Viktoria Fälle. Kurz vor dem Ort Mpika war der Tank unseres ersten Autos leer. Es wurde der Rest aus einem Reservekanister eingefüllt. Hier sollte eine Missionsstation in der Gegend sein, erfahrungsgemäß ein sicherer Ort zum Übernachten.
In der Missionsstation, zu der auch eine Schule gehörte, trafen wir zwei englische Lehrerinnen. Diese gaben uns das Gefühl willkommen zu sein. Henner durfte im Haus der Lehrerinnen an deren Herd unser Abendessen zubereiten. Es gab gekochte Maiskolben mit Butter, von den Lehrerinnen spendiert, Pfanni Knödel und Erbsen. Getrunken wurde Tee, den Henner sehr günstig in Tanzania eingekauft hatte. 1 kg Tee für umgerechnet 1,80 Mark. Als wir am Abend in gemütlicher Runde mit den Lehrerinnen zusammensaßen und uns angeregt unterhielten, ging plötzlich das Licht aus. Die Damen klärten uns auf: der Strom wurde jeden Abend um 21 Uhr abgestellt. Zambia hatte nicht genug Kohle für die Kraftwerke. In der Missionsstation startete unmittelbar darauf ein Notstromaggregat. Die Missionare hatten die notwendigen Beziehungen bezüglich der Treibstoffversorgung. Auch ohne den Bezugschein des Distriktgouverneurs. Wir bekamen den Tipp, am nächsten Tag zum Flughafen zu fahren, dort gab es eine Tankstelle und Sprit. Wir sollten einen schönen Gruß bestellen. Das hat dann auch so geklappt. Jeder Tank in unseren Wagen hatte ein Fassungsvermögen von 46 Litern. Wir tankten in jeden Wagen etwas mehr als 45 Liter. Das war knapp. Dann füllten wir pro Wagen unsere 5 Reservekanister a 20 Liter.
Die neuen „Staatsbeamten“ an den Schaltstellen bekamen es nach der Unabhängigkeit im Jahr 1964 offenbar nicht geregelt, für Nachschub an Brennstoffen für die Kraftwerke, für Treibstoff an den Tankstellen und für ausreichende Verpflegung für die Bevölkerung zu sorgen. War das die neue Freiheit, die dem Volk von den Parteiführern vorgegaukelt worden war? Das Land hatte riesige Vorkommen an Kupfererz. Dieses Erz abzubauen, zu verhütten und zu vermarkten, erforderte eben mehr Wissen als einen Schulabschluss nach vier Jahren an einer Grundschule und einem Parteibuch.
Auf halbem Weg nach Simbabwe gab es mal wieder Probleme mit einem Motor. Wir stoppten neben einem Hotel / Motel an der Straße. Der Besitzer, ein Engländer, winkte uns von der Hotelterrasse zu. Heinz schaute nach dem Ölstand. Wieder musste fast 1 Liter nachgefüllt werden. Und das bei einem 8 Monate alten VW Original-Tausch-Motor mit knapp 25.000 km Laufleistung. Auch der von VW wärmstens empfohlene Zyklonluftfilter hing nun zum wiederholten Mal neben dem Vergaser. Dieser sollte auf staubigen Straßen extra viel Staub aus der Ansaugluft filtern. Der Filter flog in den Schrott. Wir hatten mal irgendwo einen anderen Luftfilter bekommen, der jetzt eingebaut wurde.
Dann entdeckte Heinz auch noch ein Leck am linken Hinterrad. Es trat Bremsflüssigkeit aus. Das konnte mit Bordmitteln von uns nicht repariert werden. War es Fügung? Am Hotel stand ein VW Unfallbus mit Frontschaden. Gleiche Baureihe wie unsere Busse. Der Hotelier gab uns freie Hand, alles ab- und auszubauen, was wir brauchen konnten. Wir brauchten nur einen Bremszylinder. Der Aus- und Einbau verlief sehr zügig.
In der Hauptstadt Lusaka sollte unser „Türöffneralbum“ um das Bild des Präsidenten Kenneth Kaunda mit Unterschrift ergänzt werden. Unser erster Weg führte zur Tageszeitung. Was diese „Journalisten“ aus unseren Gesprächen und Informationen dann an Geschreibsel in der Zeitung veröffentlicht haben, war typisch für Zambia.
Jede Meldung wurde so „umgeschrieben“ und / oder interpretiert, wie es der Staat haben wollte und der Leser es lesen sollte. Der Bericht ist das Papier nicht wert auf dem es gedruckt wurde. Es wurden Tatsachen verdreht, falsches hinein geschrieben, was wir NIE gesagt hatten. Keiner von uns hatte je die Absicht geäußert, in diesem Land bleiben oder arbeiten zu wollen. Den Versuch, den Präsidenten zu treffen, hatten wir dann fallen gelassen.
Nichts wie weiter!
Commentaires