An Johannesburg kamen wir wegen der Besuche beim Automobilclub und beim Zoll nicht vorbei. Für ein paar Fotos nahmen wir uns aber Zeit. Ansonsten gab es für uns keinen Grund in Jo´burg zu verweilen. Am Stadtrand fielen uns die riesigen bis zu 60 Meter hohen Abraumhalden der Goldminen auf. Auf der Suche nach Gold hatte man Schächte bis zu 4000 Meter in die Tiefe getrieben. Die Abraumhalden enthielten gewisse Restmengen an Goldstaub, nur fehlte die Technik, das Gold aus dem Abraum aus zu waschen.
Die Innenstadt von Jo`burg könnte überall auf der Welt stehen. Die Stadt hatte das gleiche Problem wie andere Großstädte auch: Nämlich zu enge Straßen, zu viele Leute und zu wenige Parkmöglichkeiten. Was auffiel waren die vielen Bettler aller Volksgruppen, die mehr oder weniger aggressiv bettelten. Wir hatten kein Bedürfnis dort zu bleiben.
Unser nächstes Ziel war der Ort Mariannhill, ca. 30 km vor Durban, mit dem gleichnamigen Kloster. Dieses Kloster mit Kirche und Schulkomplex war die Zentralstelle oder Hauptstelle oder Verwaltung der vielen Missionsstationen, die wir auf unserem Weg besucht hatten und von denen wir „weitergereicht“ worden waren.
Von den Patres aus Bulawayo hatten wir ein Paket für Frater Ulrich mitgenommen. An der Straße nach Durban kamen wir durch Orte mit Namen, die uns vertraut vorkamen, Orte wie Rensburg, Heidelberg und New Germany.
Die Entfernung von Pretoria nach Durban betrug ca. 600 Kilometer, auch auf Asphaltstraßen für uns eine Herausforderung. Am späten Abend gegen 21 Uhr erreichten wir bei Regenwetter in absoluter Dunkelheit unser Ziel. Die Autos konnten auf dem Schulhof, der zum Kloster gehörenden Schule geparkt werden. Wir waren richtig durchgefroren, denn die Heizungen in den Bussen funktionierten nicht. Dieses Problem kannten wir ja vom VW Käfer. Nach Ankunft schalteten wir die von uns nachgerüsteten Eberspächer Standzusatzheizungen ein. Die funktionierten, sollten aber während Fahrt nicht betrieben werden. Es konnten Abgase ins Wageninnere gelangen.
Um 9 Uhr am nächsten Morgen holte Frater Ulrich uns bei unseren Autos ab. Er lud zum Frühstück in das Gästehaus des Klosters ein, in dem schon andere Urlaubsgäste saßen. Für die anschließende Besichtigung der sehr großen Klosteranlage nahm sich Frater Ulrich über zwei Stunden Zeit. Für den Nachmittag hatte er mit uns einen Termin für einen Diavortrag über Deutschland und Berlin vereinbart. Die Studentinnen und Studenten des St. Francis College horten sehr aufmerksam zu. Wir hatten vor Beginn verabredet, dass auch während unseres Lichtbildervortrags Zwischenfragen gestellt werden durften. Davon wurde reger Gebrauch gemacht. Alles in allem: eine sehr gelungene Veranstaltung
Dem Kloster angeschlossen waren auch Lehrwerkstätten. Hier wurden Lehrlinge in den Berufen Bäcker, Tischler, Buchbinder, Buchdrucker, Schlosser, Schneider und Gerber ausgebildet. Die Gerberei interessierte mich. Konnte ich hier ein „richtig“ gegerbtes Impala Fell kaufen? Bei den Straßenhändlern konnte man nicht sicher sein, dass die Felle nur gesalzen und nicht gegerbt waren. Davor hatte man uns gewarnt. Die Einfuhr nach Deutschland wäre illegal gewesen.
Am Tag darauf führte Frater Ulrich uns zu einer Zulu Ansiedlung. Dieses kleine Dorf machte aber eher den Eindruck eines „Show Krals“, in dem junge Mädchen und Frauen mit ihren Kindern für Touristen Tänze aufführten. Nicht unser Ding.
Vor uns lag unsere letzte Etappe nach Kapstadt. Entfernung etwa 1.700 km. Dafür planten wir 5 bis 6 Tage ein. Als wir auf die Straße nach Durban einbogen, trafen wir auf drei junge Männer aus Deutschland mit ihrem VW Bus. Die drei wollten auf der Ostroute, also auf der Route, auf der wir gekommen waren, gen Norden den Kontinent durchfahren. Wir waren überrascht, wie „blauäugig“ die Jungs die Reise antreten wollten. Es blieb nur zu hoffen, dass einige von unseren Erfahrungen und Ratschlägen, die wir ihnen mit auf den Weg gaben, hilfreich waren. Wir haben von den Dreien nie wieder etwas gehört.
„Die Garden Route“, das war die Straße, die teilweise an der Küste des Indischen Ozeans von Durban bis fast nach Kapstadt führte. Durban: erster Blick auf den Indischen Ozean!
Die Sehenswürdigkeiten an der Strecke, wie den Addo Elefantenpark, ließen wir aus. Tiere in Parks wollten wir uns nicht mehr anschauen, wir hatten sie ja in freier Wildbahn erlebt. Bald hinter Durban, in Richtung East London liegt das Gebiet der Transkei. Hier lebte das Volk der Xhosa. Typisch für die Transkei waren die Rundhütten und die Pfeife rauchenden Frauen der Xhosa.
Auch die Sprache dieser Volksgruppe hieß Xhosa. Das ist die Sprache mit den Klick - Lauten. Das Lied Pata Pata, gesungen von Miriam Makeba, erstmals aufgenommen 1958, wurde 1967 ein Welthit. Miriam Makeba sang in der Sprache Xhosa.
Die Fahrt auf der Garden Route war teils beschwerlich. Es stürmte und regnete fast den ganzen Tag. Es war kalt. Wir hatten die Zusatzheizung eingeschaltet. Der Gegenwind zwischen East London und Port Elizabeth war auf den 300 Kilometern so stark, dass die Wagen fast 17 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchten, da wir nur im dritten Gang fahren konnten. Abends erreichten wir nach 330 Kilometern Tagesleistung den Ort George. Uns wurde bewusst: dieser war der letzte Abend vor Kapstadt. Wir gönnten uns ein Abendessen in einem ortstypischen Restaurant.
Am nächsten Morgen hatten sich die Regenwolken verzogen, aber es war immer noch recht kalt. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Wir sahen grüne Hochebenen und auf Bergspitzen lag Schnee! Gegen 15 Uhr überquerten wir den letzten Pass vor unsrem Ziel Kapstadt. Über sehr gut ausgebaute Serpentinen- straßen erreichten wir den Ort Somerset West in der Kapprovinz. Direkt an der Straße lag eine Konservenfabrik. Da weit und breit keine öffentliche Telefonzelle zu sehen war, fragte ich beim Pförtner der Fabrik höflich an, ob ich bitte meinen Freund in Kapstadt anrufen durfte. Unsere Ankunft wollte ich persönlich ankündigen, per Brief wusste er ja den ungefähren Ankunftstermin. Ich hörte seine Stimme aus dem Telefonhörer: „Hier ist Klaus Hofmann“. Ich antwortete nur: „Tach Klaus, hier ist Uli, ich rufe aus Somerset West an“. Am anderen Ende der Leitung erst Stille, dann plötzlich ein Freudengeschrei. Wir wechselten ein paar Worte, die Verabredung stand. Noch 40 Meilen, ca. 65 km, unser Ziel Kapstadt war fast erreicht.
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