Die Dia-Vorträge über Berlin und Bremen und die Artikel in der Zeitung brachten uns so manche Einladung ein. Da war z.B. das deutsche Lehrerehepaar aus Bayern. Beide lehrten an der Uni in Addis Abeba Rechtswissenschaften. Die Dame des Hauses hatte zum Abendessen (extra für uns?) gekocht. Es gab u.a. Kartoffelknödel (lecker). Dazu wurden verschiedene Sorten Fleisch, Salate und Gemüse auf den Tisch gebracht. Diese Liste lässt sich fortsetzen: Einladung bei Familie Dr. Rauschenbach vom Kulturinstitut, dem Ehepaar Zorbach, er war Manager bei den ETHIOPIAN AIRLINES. Über Herrn Zorbach gelang es uns, verschiedene erstandene Souvenirs per Luftfracht nach Bremen „mitzugeben“. Von Herrn Zorbach bekamen wir einige Kunststoff- Umhängetaschen der Ethiopian Airlines geschenkt. Darin wurden die Sachen verpackt, dann hätte das einen „offiziellen Charakter“. Gesagt- getan. Die Taschen hatten wir so zugenäht, dass der Reißverschluß nicht geöffnet werden konnte. In Bremen holte mein Vater die Sachen vom Flugplatz ab. Wie meine Mutter dann schrieb, waren „blinde Passagiere“ in den Taschen mitgereist. Ich hatte noch nicht erwähnt, in Äthiopien sind die Flöhe mindestens doppelt so groß wie bei uns. Die Stiche waren entsprechend...
Unser „Referenzalbum“ mit den Bildern und Widmungen der besuchten Persönlichkeiten hatten wir immer bereitwillig gezeigt und keinen Hehl daraus gemacht, dass wir es für eine große Ehre halten würden, wenn wir Kaiser Haile Selassie aus der Nähe sehen dürften. Irgendwann bekamen wir eine Einladung in den Palast. Der Kaiser hat uns sogar die Hand „geschüttelt“. Ein Mitarbeiter der Botschaft oder vom Protokoll hatte uns vorab ein Bild des Kaisers zukommen lassen. Dieses war bereits in unser Referenzalbum eingeklebt und der Kaiser hatte es in unserem Beisein unterschrieben! Kleine Anmerkung am Rand: Heinz hatte dem Kaiser das Album zum Anschauen und zur Unterschrift gereicht und auch einen Kugelschreiber. Wir meinten gesehen zu haben, wie der Kaiser für einen Moment lächelte, dann nahm er seinen goldenen Füllfederhalter und unterschrieb.
Nach der Audienz beim Kaiser wollten uns auch die Kirchenfürsten kennenlernen.
Die Einladung nahmen wir natürlich dankend an. Bei der Gelegenheit baten wir um die schriftliche Erlaubnis, in den Kirchen fotografieren zu dürfen. Die Erlaubnis wurde uns erteilt. Aber es durfte kein Blitzlicht benutzt werden. Überwiegend war in Äthiopien das orthodoxe Christentum verbreitet..
Was wir in einer der Kirchen als Ikonen zu sehen bekamen war doch zumindest gewöhnungsbedürftig.
Die Darstellungen von diversen Hinrichtungsmethoden fanden wir in einer der Großkirchen von Addis Abeba. Der äthiopisch orthodoxe Glaube war wohl näher am Alten Testament orientiert als am Neuen Testament.
Wie steht im Alten Testament geschrieben: Auge um Auge – Zahn um Zahn.
Artikel aus dem Weser Kurier
Das schieb der ETHIOPIEN HARALD
Obwohl wir immer versuchten unsere Autos nicht unbeaufsichtigt in Addis Abeba zu parken, war es zwei Burschen gelungen, bei "meinem" Auto eine der Dreiecks-seitenscheiben aufzuhebeln. Zufällig kam ich darauf zu. Der eine rannte sofort weg, der andere war noch im Auto. Das war mein Glück und sein Pech. Mit dem Knauf meiner 9mm Pistole traf ich im Gerangel wohl etwas zu hart sein Schlüsselbein. Sein Arm hing nun "vor seinem Bauch". Schlüsselbeinbruch? Er schrie und wimmerte. Ich habe ihn gefesselt und zur Polizeistation gebracht. Die "Behandlung" die der Dieb dann durch die Polizisten ertragen musste, da konnte der Typ einem schon fast leidtun. Mit Schlagstöcken haben sie auf den schon Verletzten eingeprügelt. Der andere Bursche, der weggerannt war, hatte meinen Trockenrasierer geklaut und ein paar Bestecke. Da ich nun keinen Rasierer mehr hatte, habe ich mich nicht mehr rasiert. Seit März 1966 trage ich nun meinen Bart.
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