Addis Abeba liegt auf 2200 bis 3000 Metern geographischer Höhe. Damit ist Addis die dritthöchstgelegene Hauptstadt der Welt. Die Landebahn auf dem Flugplatz am Rande des Hochplateaus war damals 3700 Meter lang. Das war nach unseren Beobachtungen auch notwendig. Der Flugplatz lag auf 2340 Meter Höhe. Wir sahen einer COMET 5 (Bild aus dem Internet) beim Start zu.
Die Comet 5 war das Passierflugzeug mit den in die Tragflächen eingebauten Triebwerken. Die Maschine nahm an der etwas abschüssigen Start- und Landebahn Fahrt auf, machte aber keine Anstalten abzuheben. Am Ende der Startbahn sah es für uns so aus, als ob die Maschine in das angrenzende Tal „gefallen“ wäre. Dann tauchte sie mit viel sichtbaren Abgasen wieder auf und gewann langsam an Höhe. Sehr gewöhnungsbedürftig. Wie wir später herausfanden, lag das nicht nur daran, dass der Flugplatz auf zu großer Höhe liegt oder die Startbahn zu kurz wäre, sondern wohl eher daran, daß das angezeigte Gewicht des Bord- und Reisegepäcks bei der Gepäckeinlieferung von der Höhe des „Bakschisch“ abhängig war.
In Addis gab es den MERCATO, der Name stammte noch aus der Zeit, als die Italiener Äthiopien besetzt hatten. Der Mercato war ein großer Markt. Dort konnte man eigentlich alles kaufen, vom lebenden Huhn bis zur Schnitzerei. Diverse Souvenirs hatte ich auf dem Mercato erstanden, die dann per Luftfracht durch die Vermittlung Herrn Zorbachs nach Bremen reisten.
Meine Souvenirs: Äthiopische Kaffeekanne und Figur aus Eukalyptus Holz
An bestimmten Tagen wurden auf dem Mercato auch öffentliche Gerichtsverhandlungen abgehalten. Studenten fragten uns, ob wir mit zu einer Gerichtsverhandlung mitkommen möchten. Helmut und ich gingen mit. Die Gerichtsverhandlung lief schon als wir am Mercato ankamen. Die Verhandlung wurde per Lautsprecher übertragen. Verstanden haben wir kein Wort. Auch waren wir über 150 Meter vom „Gericht“ entfernt. Einer der Studenten übersetzte teilweise für uns. Es ging um Ehebruch. Zu „Kaisers Zeiten“ herrschten martialische Gesetze. Auf Ehebruch stand zu Kaisers Zeiten die Todesstrafe. Auch sollte der Liebhaber der Ehefrau zusammen mit der Ehefrau den Ehemann umgebracht haben, darauf stand ebenfalls die Todesstrafe. Dafür standen die Ehefrau und ihr Liebhaber jetzt vor Gericht. Die Verhandlung zog sich etwas hin. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten und ahnten, wozu das überdimensionale „Fußballtor“ hinter dem erhöhten Podest des Gerichts aufgebaut war. Nach äthiopischem Recht wurden Urteile sofort nach Ende der Gerichtsverhandlung vollstreckt. So mussten wir mit ansehen, wie die beiden Verurteilten nach Beendigung der Gerichtsverhandlung an dem überdimensionalen Tor aufgehängt wurden. Das hat uns dann doch ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend hochkommen lassen. Zum Glück sind die Zeiten heute anders...
Ein erfreuliches Ereignis war es, den zweifachen Olympiasieger Abebe Bikila beim Training im Stadion zu treffen. Abebe Bikila hatte bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom die Goldmedaille im Marathon gewonnen. Dabei ist er barfuß gelaufen! Als er 1964 in Tokio wieder die Goldmedaille im Marathon gewann, war er dann aber mit Schuhen gelaufen. So auch im Jahr 1966 als wir ihn in Addis Abeba trafen.
Natürlich hatten wir bereits ein Foto vorbereitet. Das hat er dann auch gerne unterschrieben. Der Ausnahme-Sportler Abele Bikila ist 1973 gestorben, er war gerade mal 42 Jahre alt geworden.
Was uns auffiel war, dass sich die Frauen in Addis Abeba zu besonderen Anlässen gerne hübsch anziehen. Vorzugweise tragen die Frauen dann eine Art Tracht, bzw. Nationalkleidung. Man konnte auf die Idee kommen, das mit dem Brauchtum in Bayern zu vergleichen. Studentinnen der Uni waren bereit, sich sowohl in Ihrer „normalen“ Kleidung in der sie zur Uni gingen, als auch in ihrer Tracht von uns fotografieren zu lassen.
Zu besonderen Anlässen konnten man große Gruppen von Frauen in dieser Kleidung auf den Straßen antreffen.
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